Zu Besuch beim Künstlerehepaar Maria und David Morgenstern

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Allgemein, Interview, Kunst

Podcastfolge 2 Zu Besuch beim Künstlerehepaar Maria und David Morgenstern

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Maria und David Morgenstern sind bildende Künstler, aber auch ein Paar. Im Unterschied zu Paarbeziehungen in denen Beruf und Privatleben natürlicher Weise getrennt sind, ist die Künstlerehe eine Gemeinschaft in der die Beziehungsebenen der professionellen Tätigkeit und des privaten Handelns eng miteinander verflochten sind. Im Gegensatz zu Künstlerpaaren, die an einem gemeinsamen Oeuvre arbeiten, haben David und Maria unterschiedliche künstlerische Ambitionen, streben daher in ihrer professionellen Profilierung zwangsläufig auseinander. Dennoch verstehen und schätzen sie das Werk des jeweils anderen.

Ja, also wir tauschen uns schon viel aus.

David Morgenstern

Das ist ein bisschen als würde man über den gleichen Witz lachen.

Maria Morgenstern

   

Vielleicht ja. Es hat natürlich auch Grenzen. Ja, man kennt sich irgendwann zu gut und man braucht eigentlich schon fast gar nicht mehr darüber zu sprechen, man weiß eigentlich schon, was der andere davon halten wird oder hält.

David Morgenstern

Ja, ein Außenstehender würde wahrscheinlich mit dem Kopf schütteln, eben weil wir nur Stichpunkte verwenden. Die ähnliche Perspektive macht, dass wir gar nicht mehr so viele Worte brauchen, wir verstehen sozusagen die Bilder.

Maria Morgenstern

Im Norden Dresdens, der sogenannten Albertstadt besuchten wir das Künstlerehepaar Maria und David Morgenstern. Die Familie wohnt gegenüber der im 19. Jahrhundert entstanden Kasernenanlage. Vor dem Gebäudeensemble verläuft die kopfsteingepflasterte Stauffenbergallee, einst Paradestraße, heute Autobahnzubringer der Stadt.

Maria K. Morgenstern in ihrem Atelier der Ateliergemeinschaft Mikky Burg, Dresden 2020 | Foto: Adam Dreessen

Maria Morgenstern wird 1987 in Leipzig geboren. Sie wächst auf in einer ungezwungenen, liberalen Atmosphäre im Mittleren Erzgebirge.

Also in meiner Familie war Kunst nicht so ein großes Thema wie bei David.

Aber ich sag mal so eine Art Non-Konformismus. Man muss es niemandem recht machen, der Garten muss nicht genauso aussehen wie bei den Nachbarn. Auch mit Freunden zusammen irgendwo in leerstehende Gebäude zu klettern oder auf alte Ruinen und dort irgendetwas anzubringen oder irgendwas zu verändern, was hinzumalen, hinzukleben, [das waren erste künstlerische Freiräume]. Also die Möglichkeit Einfluss zu nehmen auf die Umwelt. Dann nach dem Abitur bin ich nach Dresden gegangen und habe Kunstgeschichte studiert und dort habe ich gemerkt, dass ich auf der falschen Seite bin, also ich wollte doch selber etwas schaffen und nicht nur darüber lernen.

Maria Morgenstern
David Morgenstern in seinem Atelier, Dresden 2020 | Foto: Adam Dreessen

David kommt 1980 in Görlitz als ältestes von vier Kindern zur Welt, er wächst mit seinen drei Geschwistern in einem religiösen Umfeld in Niesky auf. Sein Vater, zunächst protestantischer Pastor, übernimmt später die Seelsorge für eine evangelischen Freikirchengemeinde.

Also mein Vater ist zwar irgendwann aus der Kirche ausgetreten, also er war dann nicht mehr offiziell Pastor [der evangelisch-lutherischen Kirche], sondern war dann Pastor in einer Freikirchlichen Gemeinde, die sich dann bei uns zu Hause getroffen hat. Ja Religion hat auf jeden Fall in unserem Alltag eine große Rolle gespielt und wir waren als Kinder da auch sehr integriert.

David Morgenstern

Die religiöse Atmosphäre im Elternhaus hat zudem Einfluss auf die Erziehung der Kinder.

Ja genau, das war dann der Moment wo es richtig dramatisch wurde, also in der Pubertätsphase wo man Sachen entdecken will und dann ist das alles verboten. Also von vorn herein schon. Das war schon schwierig auf jeden Fall. Ich musste mich teilweise auch vor der Schule heimlich unten in der Waschküche unseres Hauses umziehen. Dabei musste ich auch immer daran denken, dass wenn ich zurückkam, ich mich noch einmal umziehen muss, das ist manchmal auch schiefgegangen.

Das hat sich so durch die ganze Kindheit und noch durch die Jugend durchgezogen, dass man ganz viele Sachen so heimlich machen musste. Dass eben Vieles einkassiert wurde, das jetzt nicht gepasst hat. Dass Vieles von vorn herein gar nicht erlaubt war. Wir hatten eben viele Wünsche, die nicht erfüllt werden konnten aufgrund dessen.

David Morgenstern

Ungeachtet religiös motivierter Reglements wächst David Morgenstern in einem kunstaffinen Umfeld auf.

Tatsächlich waren meine Eltern auch sehr kunstinteressiert, besonders mein Vater und wir hatten eine Sammlung an Büchern und Zeitschriften, die ich mir als Kind schon sehr gern angeguckt habe. Ja aber das war aber auf jeden Fall für mich ganz normal, dass man Kunst zu Hause hat. Wir hatten auch ein paar Bilder an den Wänden hängen. Und außerdem war auch mein Vater selbst relativ begabt, kann man sagen. Bevor er sich entschloss Pastor zu werden, hat er eigentlich ein Kunststudium angestrebt. Er konnte sehr gut zeichnen und malen. Er hat uns auch manchmal portraitiert, hat uns auch mal etwas gezeichnet, wenn wir z. B. ein Auto gezeichnet haben wollten, dann hat er das für uns gemacht.

David Morgenstern

In der umfangreichen Bibliothek der Eltern entdeckt David auch Wilhelm Fraengers Arbeit über Hieronymus Bosch. Eine Publikation die in jedem kunstinteressierten Haushalt der DDR zu finden war. Fraenger selbst, ein exzentrischer Kunsthistoriker zwischen den politischen Systemen fand sein bevorzugtes Forschungsfeld im Bereich des Absonderlichen, der Groteske, dem Dämonischen. Dies untersuchte er u.a. im Werk des Niederländers Hieronymus Bosch. Dessen Bildwelt bevölkert von Fabel- und Mischwesen, rätselhaften und satanisch anmutenden Szenen, kritisiert die Theologie und religiöse Lebensführung des 15. Jahrhunderts. Sakrale Gebärden und Haltungen entlarvt der Künstler als theatralische und kontingente Gestik.

Besonders die gruseligen Sachen habe ich sehr gemocht, also Hieronymus Bosch zum Beispiel, da hatten wir einen großen Bildband. Mein Bruder und ich, wir waren auf jeden Fall beide auch schon früh sehr viel damit beschäftigt uns kreativ auszudrücken. Wir haben sehr viel gezeichnet.

Und es gab auch dann natürlich Probleme, weil die Sachen, die wir gezeichnet haben manchmal ein bisschen nicht dem entsprochen haben, was meine Eltern sich in ihrer geistlichen Tätigkeit vorgestellt haben.

Wir haben immer ganz viel brutale Sachen gezeichnet. Wir haben immer versucht uns gegenseitig darin zu übertreffen, also mein Bruder und ich, Grausamkeiten aufs Papier zu bringen. Ja die Sachen wurden dann regelmäßig einkassiert oder wir mussten das verstecken.

David Morgenstern

Nach dem Abitur, beginnt Maria in Dresden ein Studium der Kunstgeschichte und Musikwissenschaften. David leistet im nahegelegenen Görlitz seinen Zivildienst. Beide verspüren jedoch den Drang sich künstlerisch auszudrücken.

(…) Dann habe ich einfach einen schnellen Ausweg gesucht und das war die Ausbildung (…) einen Ausweg wie ich einfach schnell das Studium beenden kann [gemeint ist hier das begonnene Studium der Kunstgeschichte und Musikwissenschaften] und selbst künstlerisch aktiv sein kann.

Maria Morgenstern
Maria K. Morgenstern in ihrem Atelier in der Ateliergemeinschaft Mikky Burg, Dresden 2020 | Foto: Adam Dreessen

Beide entschließen sich zu einer Ausbildung zum gestaltungstechnischen Assistenten für Grafik in Dresden, hier verfestigt sich auch der Wunsch nach einem Kunststudium:

Ich weiß nicht genau, es kam dann wirklich erst im Laufe dieser Ausbildung zum Grafikassistenten, als ich dann wieder deutlich mehr gezeichnet und gemalt habe, da kam dann auch die Idee, das auch zu studieren.

David Morgenstern

Maria und David lernen sich während der Ausbildung kennen und realisieren bald darauf ihre erste gemeinsame Ausstellung:

Ja wir waren in der gleichen Klasse, wir haben uns im Klassenzimmer kennengelernt.

Maria Morgenstern

Also ich weiß noch [in der Ausstellung] habe ich Zeichnungen gezeigt, glaube ich.

David Morgenstern

Und ich Fotocollagen.

Maria Morgenstern

Ja ich glaube Du hast Fotos gezeigt.

David Morgenstern

Ich habe kleine alte, auf dem Flohmarkt gefundene Fotos zerschnitten und die kleinen Figuren dann in abstrakte Landschaften eingebaut und das wiederum fotografiert.

Maria Morgenstern

Einige ihrer späteren Kommilitonen an der Kunsthochschule Dresden treffen sie bereits während der Ausbildung:

In der Klasse, in der wir waren gab es auch viele Anwärter für das Kunststudium.

Maria Morgenstern

Ja, die haben wir eigentlich auch nie aus den Augen verloren. Und überhaupt waren an der Schule viele Leute, die uns dann später auch durchs Studium begleitet haben, die haben wir dort schon kennengelernt.

David Morgenstern

Die Ausbildung war ein Sprungbrett sozusagen.

Maria Morgenstern

Ihr Studium der „Freien Kunst“ beginnen beide nach ihrer Ausbildung etwa zeitgleich an der Kunsthochschule in Dresden. Maria in der Klasse von Christian Macketanz. Dieser studiert in den 1980er/1990er in Wien, später in Rom und Berlin, seit 2010 hat er den Lehrstuhl für Malerei an der Hochschule für Bildende Künste in Dresden inne.

Ich habe bei Macketanz studiert, eigentlich auch die ganze Zeit, bis auf die ersten zwei Semester vielleicht, wo man Orientierungskurse mit Aktzeichnen und Portraitmalerei besucht. Macketanz ist auch einer, der immer im Atelier gearbeitet hat, teilweise mehr als seine Studenten, habe ich den Eindruck. Also der war echt und so konnte man dann auch mit ihm reden, er hatte eine ähnliche Perspektive. Ja was ich auf jeden Fall bei Macketanz mitbekommen habe ist z.B., dass sich der persönliche Erfolg von dem unterscheidet was beispielsweise ein finanzieller Erfolg ist. Darauf kann ich mich bestimmt immer besinnen und nie in Frage stellen was für einen Beruf ich habe, weil ich weiß, dass ich gute Kunst mache, wenn ich gute Kunst mache und das muss mir niemand anders bestätigen. Ich muss mich auch nicht vergleichen und das hat auch damit zu tun, dass wir in der Gruppe als Studenten gelernt haben, dass es so etwas wie Ellenbogentaktik nicht braucht. Das ist eh nicht mein Ding, passt eh nicht zu mir. Ja dieser Gemeinsinn von dem ich jetzt gesprochen habe, der zeigt sich auch in gemeinsamen Unternehmungen, Studien-Reisen oder der Möglichkeit im europäischen Ausland auszustellen. Die Zeit, also das Wertvollste überhaupt, hat er mit uns geteilt. Es gab Themen für ein Studienjahr, das waren keine Überschriften oder Ansagen, dass wir uns mit einem bestimmten Thema befassen müssen. Da gab es Themen die haben sich entwickelt an einem Abend wo alle Studenten z.B. bei ihm zu Hause zum Essen eingeladen waren und wenn das länger ging, ging es manchmal in eine bestimmte Richtung und so kam z.B. das Thema „Zeit“ für ein ganzes Studienjahr als unterschwelliges Thema auf. Nicht so, dass man das jetzt bei jeder Konsultation besprochen hat, das hat eher gewirkt.

Maria Morgenstern
David Morgenstern in seinem Atelier, Dresden 2020 | Foto: Adam Dreessen

David studiert in der Klasse von Christian Sery. Der österreichische Künstler unterrichtet bereits seit 2003 an Kunsthochschule in Dresden und ist Professor für Interdisziplinäre und Experimentelle Malerei.

Also das war auf jeden Fall ein großes Maß an Freiheit an der Hochschule, und klar musste man auch lernen sich selbst zu strukturieren, das Arbeiten zu organisieren. Aber mir hat das z. B. sehr gelegen, das war eigentlich so genau das, was ich wollte. Ich bin dann auch fast die ganze Zeit in der Klasse Sery gewesen, da ist das eigentlich noch mal verstärkt [worden] weil es wirklich überhaupt keine Beschränkungen gibt. Das geht dann praktisch in alle Richtungen, alles ist möglich und das war auf jeden Fall sehr hilfreich. Es wurde bei uns in der Klasse auf jeden Fall sehr viel gesprochen, ich weiß jetzt nicht, dass es in vielen anderen Klassen auch so ist. Aber bei Professor Sery wurde das Gespräch und die Diskussion auf jeden Fall sehr intensiv und ausführlich geführt. Jede einzelne Arbeit konnte teilweise stundenlang mit der ganzen Klasse besprochen werden und es ist auch teilweise anstrengend gewesen, aber das war auf jeden Fall sehr hilfreich.

Ja tatsächlich hat Professor Sery sich sehr gekümmert und ist sehr viel da gewesen. Ja das stimmt, das hatte ich vorher auch nicht so erwartet, dass das so intensiv ist und das ist wirklich gut gewesen.

David Morgenstern

Bis 2018 entstehen parallel zum malerischen Oeuvre David Morgensterns Skulpturen und Installationen. Seine intermediale Arbeitsweise beschreibt der Künstler auch als Phase der Orientierung während des Studiums. Die Möglichkeit der Kooperation mit anderen Künstlern, insbesondere im Rahmen einer Installation, biete jedoch auch Gelegenheit politische Themen anzugehen und die eigene Künstlerpersönlichkeit zurückzustellen. An einer Arbeit haben Maria und David gemeinsam gearbeitet. Mit Grit Aulitzky und Andreas Schliebenow entwickeln sie 2014 eine Installation, die sich mit der Gentrifizierung und Wohnungspolitik in Deutschland auseinandersetzt. Für Garage 3 – Unreal Estate, so der Titel, wird der eigene Lebensraum der Künstler zum Schauplatz des Projekts. Hinter ihrem dreigeschossigen Haus liegt ein großer Garten, der von allen Bewohnern gemeinschaftlich genutzt wird. Daran schließt sich eine Reihe Garagen an, eine davon wählten sie für ihr Projekt.

Das Projekt hieß „Unreal Estate“. Ja wir haben uns dieses Projekt irgendwann ausgedacht, im Prinzip mit Nachbarn kann man fast sagen. Eine Nachbarin, die mitgewirkt hat und jemand, der hier gewohnt hat zu dieser Zeit und auch Künstler war.

David Morgenstern

 Ja, das ist entstanden, weil wir als Mieter hier gemerkt haben wie oft wir verkauft wurden, so das gesamte Gebiet hier, die Staufenbergallee.

MAria Morgenstern

 Die Situation mit diesen Wohnungen war zu der Zeit, und ist nach wie vor, auch jetzt, kompliziert. Die für uns eigentlich auch sehr wichtig sind, weil sie sehr günstig und in gewisser Weise auch so eine Art Freiraum sind. Ich habe ja hier z.B. auch direkt mein Atelier zuhause und ja das ist schon seit vielen Jahren ein Prozess, wo dieses Gelände immer wieder den Eigentümer wechselt und dabei immer teurer wird und die Mieter völlig außen vor gelassen werden. Wir müssen im Prinzip jederzeit damit rechnen, dass wir hier die Koffer packen müssen und das wäre schon eine krasse Umstellung für uns, auf jeden Fall würde es einiges schwerer machen. Das war so der Ausgangspunkt für diese Sache. Wir haben Fördermittel beantragt (vom Freundeskreis der Hochschule für Bildende Künste Dresden) und die auch für dieses Projekt bekommen und wir haben praktisch eine Garage, die hier anliegt an diesem Gelände, die haben wir saniert.

David Morgenstern

Luxussaniert – für die Verhältnisse einer Garage – es war eine sehr luxuriöse Garage hinterher, mit Laminatboden und Raufasertapete und angenehmer Beleuchtung (lachen). Hinterher haben wir wieder ein Auto reingestellt und im Prinzip war das dann dieser Raum, praktisch eine begehbare Installation.

Maria Morgenstern

Maria und David Morgenstern bewerben sich nach ihrem Diplomabschluss erfolgreich für das zweijährige Meistschülerstudium in Dresden – Maria bei Christian Macketanz und David studiert weiterhin bei Christian Sery. Für gewöhnlich kann das postgraduale Studium allein von Studenten mit einem überdurchschnittlichen Abschluss absolviert werden. Überdies bewerben sich beide Künstler während dieser Phase erfolgreich für das Hegenbarth Stipendium. David ist Preisträger des Jahres 2016 und Maria wird 2019 als Stipendiatin ausgezeichnet.

Am Anfang war mir das nicht so klar. Ich habe mich da beworben, wie man sich für viele Sachen bewirbt. Aber es hat sich dann gezeigt, dass es doch einen Unterschied macht, weil es sehr viel Öffentlichkeitgebracht hat. Also das hat sich dahingehend ausgewirkt, dass viele Leute auf mich zugekommen sind und ich auch Sachen verkauft habe. Und ich kann eigentlich schon sagen, dass ich auch immer noch davon profitieren, von den Kontakten, die sich dadurch ergeben haben.

David Morgenstern

Maria zeigt dieses Jahr im Rahmen des Stipendiums ihre Arbeiten in der Städtischen Galerie Dresden.

Ja es wirft schon ein kleines bisschen seine Schatten voraus. Das stimmt, es ist so viel Öffentlichkeit und das ist das, was wir brauchen.

Maria Morgenstern

Seit 1996 erfolgt jährlich die Vergabe des zwölfmonatigen Hegenbarth-Stipendiums für hervorragende künstlerische Leistungen innerhalb des Meisterschülerstudiums. Namensgebers ist der 1884 in Böhmisch Kamnitz geborene Josef Hegenbarth. Der Grafiker, Zeichner, Maler und Illustrator studierte bis 1915 an der Königlichen Akademie der bildenden Künste in Dresden u.a. bei Richard Müller, Oskar Zwintscher, Gotthart Kuehl. Mit seiner Frau Johanna Aster lebte Hegenbarth für einige Jahre in Prag. Während des zweiten Weltkriegs wanderte das Paar für drei Jahre nach Böhmen aus. Erst 1946 kehrten sie nach Dresden zurück.

In Hegenbarths Oeuvre dominieren vor allem Zeichnungen. Diese entstanden u.a. für Zeitschriften wie den Simplicissimus oder den Berliner „Ulenspiegel“. Ein Schwerpunkt seines zeichnerischen Schaffens lag vor allem ab den 1930er Jahren in der literarischen Illustration u.a. zum Werk von Heinrich von Kleist, Gustave Flaubert, Victor Hugo und E.T.A. Hoffmann. Nach 1945 hat er eine Professur für Malerei an der Hochschule für Bildende Künste in Dresden inne. Nach dem Tod Josef Hegenbarths 1962 vererbt die Witwe des Künstlers Johanna Hegenbarth seinen Nachlass und das ehemalige Wohnhaus mit Atelier dem Kupferstich-Kabinett in Dresden (Josef-Hegenbarth-Archiv), das seither der mit dem Erbe verbundenen Auflage des Öffentlichen Zugangs nachkommt. 

Die Mehrheit der KünstlerInnen sind zu gewissen Teilen abhängig von privater oder öffentlicher Förderung – bereits seit der Renaissance hat sich eine Kunstförderung in Form des Sponsorings und Mäzenatentums entwickelt – besonders in Europa, Japan und den USA wird Kunst bis heute auf diese Weise  gefördert – denn unmittelbar nach dem Diplomabschluss ist die Förderung häufig die einzige Möglichkeit für junge Künstler mit ihrer Arbeit Geld zu verdienen.

Doch die Stipendienkultur hat auch ihre Tücken, viele Förderprogramme sind nicht sehr hoch dotiert oder altersbeschränkt, was beispielsweise für junge KünstlerInnen mit Kindern einen Nachteil darstellt. Die Förderung durch Stifter oder Sponsoren hat wiederum oft eine indirekte Einflussnahme zur Folge.

Also wirklich durchgehend davon zu zehren kann ich mir kaum vorstellen, ehrlich gesagt. Vielleicht klappt das bei manchen Leuten, aber für die meisten ist es doch eher ein bisschen wie eine bessere Lotterie. Also man bewirbt sich möglichst oft und von zehn Sachen klappt vielleicht mal eins und davon kann man dann eine Weile profitieren und dann muss man schauen, dass man schon an das Nächste herankommt. Aber das muss nicht klappen. Eigentlich ist es zu wenig, um jetzt wirklich junge Kunst zu unterstützen. Viele Preise sind auch viel zu niedrig dotiert, also zum Beispiel das Hegenbarth-Stipendium. Es ist wirklich eher relativ wenig Geld würde ich sagen, man kann sich vorstellen, dass da eigentlich mehr möglich wäre.

David Morgenstern

Nahezu fakturlos scheint die matte Oberfläche aus Tinten und Tuschen auf festem Karton – die grundlegenden Malmittel Maria Morgensterns. Gleich der Silhouette eines verschneiten Berges, erheben sich auf der Basis weicher aufquellender Stufen, samtige, gegossene Plateaus. Sie gleiten in pastoser Viskosität in die nächst höhere, und zunehmend schmaler werdende Ebene. Die jeweils differenzierten Farbtöne, zunächst marmorierend Grau, später gleißend Weiß, münden in einer steil ansteigenden aquatinta-schwarzen Kuppel.

Ja es gibt ein paar Grundmotive vielleicht Berge oder der noch abstraktere Berg, ein Dreieck zum Beispiel. Oder andere, ein Kopf, ein Ornament, was so stark vergrößert ist, dass man es nicht mehr als das erkennt und dann ganz oft Widersprüche, die mit im Bild eingebaut sind und das ist das, wo ich finde, dass es die Verbindung zu unserer Welt ist, die Widersprüche und die Unordnung, die in der Ordnung steckt. Das kann schlimm sein oder auch elegant, ich finde ein Fehler ist unbedingt nötig für Schönheit.

Ich benutze ja keine Pinsel oder irgendetwas Vergleichbares, sondern ich schütte das Flüssige auf das Papier und das geht eine Verbindung ein und ich finde das ist wie natürlich. Also ich trage nichts noch einmal ab oder so, das geht gar nicht. Das muss mit einem Mal funktionieren, also es gibt keinen zweiten Versuch. Ich setze sozusagen jedes Mal das Papier aufs Spiel. Aber das ist auch der Reiz daran, das macht mich neugierig und dort muss ich einfach viel Hingabe mitbringen. Und eigentlich erwarte ich auch kein Motiv, das ist eher später, dass man dann ein Motiv erahnt.

Maria Morgenstern
Maria K. Morgenstern: o.T., 100 x 70 cm, Tusche auf Velin, 2019 | Reprofotografie von Maria K. Morgenstern

Die Künstlerin isoliert bestimmte Partien des Malgrundes, so dass die hernach aufgetragene Tusche an diesen Stellen des Papiers nicht oder nur partiell eindringen kann. Diese bewusst kalkulierten Aussparungen werden integrativer Teil der Komposition. Wie dies genau geschieht ist ihr legitimes Geheimnis. Der Prozess der Bildentstehung ist gekennzeichnet vom Diffundieren der Farbe nach recto, so dass die sonst eher unbedeutende Rückseite des Blattes plötzlich zur Hauptansicht wird. Für den Farbauftrag selbst verwendet Maria Morgenstern neben Zeichen-, überwiegend Ausziehtusche, die sie für Flächen- und Raumwirkungen einsetzt. Es entstehen weiche Übergänge, ja bisweilen fast fotogrammartige Konturen. In jüngster Zeit experimentiert die Künstlerin innerhalb des Prozesses der Bildentstehung. Sie, die bisher außer ihren bloßen Händen keinerlei externe Medien wie Pinsel, Spachtel o.ä. zuließ, reduziert ihre persönliche Einflussnahme erneut.

Ja für einen bestimmten Typ meiner Bilder gehe ich tatsächlich in den Keller des Ateliers und ich habe dort ein bisschen den Boden abgedeckt und dort steht eine Wanne wo überflüssige Tusche abfließen kann. Und ich habe das Papier mit Klammern an einer Wäscheleine festgemacht, das ist meine dritte Hand, die ich manchmal brauche und wenn die Tusche über das Papier fließt, habe ich manchmal keine Kontrolle darüber, und in dem Moment ziehe ich eben meine Maschine nach oben und das Überflüssige kann ablaufen. Das ist schon eine ganz schöne Sauerei.

Maria Morgenstern
Maria K. Morgenstern: o.T., 100 x 70 cm, Tusche auf Velin, 2019 | Reprofotografie von Maria K. Morgenstern

Bis die finale Komposition erreicht ist, bedarf es zahlreicher Annäherungen, nichts ist Routine. Häufig sind es jedoch auch einzelne Etappen, die ihre eigene Gültigkeit besitzen und Teil einer Serie werden können.

Ja es ist meistens eine Serie die dabei entsteht, einfach durch das Experimentieren und das Wiederholen. Das Wiederholen gibt dann die Chance auf Veränderung und darauf gehe ich ein. Meistens arbeite ich mit dem Papier am Boden, also nicht an der Wand, das geht ja gar nicht. Und dann merke ich gar nicht wie ein Blatt nach dem Anderen da durchläuft. Irgendwann liegt das Atelier voller Blätter und ich weiß gar nicht, wo die alle hergekommen sind, eins nach dem anderen bearbeitet.

Maria Morgenstern

Eigentlich komme ich von der Grafik, das ist so mein Ausgangspunkt. Ja am Anfang habe ich natürlich auch versucht zu malen, auch figürlich und habe auch viele andere Sachen ausprobiert. Aber letztlich habe ich dann gemerkt, die Malerei funktioniert doch für mich am besten. Also was mir da so gut gefällt ist die Tatsache, dass man eine unglaubliche Freiheit hat, die man sonst nirgendwo hat. Man kann eigentlich alles machen, es gibt eigentlich fast gar keine Grenzen. Jetzt ist es natürlich so, es ist gleichzeitig auch das Problem mit dem man zu kämpfen hat, dass dieses große Maß an Freiheit, natürlich auch eine riesengroße Leere sein kann. Meistens ist es schon so, dass ich erst einmal ratlos vor der Leinwand stehe und da fängt man dann tatsächlich an sich selbst Regeln aufzuerlegen. Dass man sich jetzt wirklich wieder einschränkt und beschränkt um einfach, ja überhaupt erstmal einen Ansatzpunkt zu finden […] da habe ich wirklich nur in Schwarzweiß und mit ganz reduzierten Materialien gearbeitet und auf diese Art konnte ich erst einmal eine Formensprache entwickeln, die für mich funktioniert und musste mir überhaupt keine Gedanken mehr über Farben machen. Also ich habe eigentlich von Farben wenig Ahnung. Das ist bei mir eher so eine intuitive Sache.

David Morgenstern
David Morgenstern: Dysfunctional Device, 140 x 120 cm, Bitumen, Akryl auf Leinwand, 2019 | Reprofotografie von David Morgenstern

Aufbauend auf detaillierten Tusch- oder Bleistiftzeichnungen entstehen die großformatigen bis zu 250 x 200 cm großen Gemälde in Bitumen und Öl auf Leinwand.

Es ist für mich relativ schwer Formen so aus dem Nichts zu greifen. Ich beziehe die letztlich aus meinem Alltag, aus Studien die ich vorher mache, die noch relativ figürlich sind und diese reduziere ich dann, so dass sie praktisch in mein Vokabular passen.

David Morgenstern
David Morgenstern: Unbuild I, 100 x 70 cm, Bitumen, Öl, Dammarfirnis auf Leinwand, 2019 | Reprofotografie von David Morgenstern

Die vorbereitenden Studien ähneln zuweilen architektonischen Grund- oder Aufrissen. Wenn Kreise und deren vertikale sowie horizontale Tangenten sich berühren, entsteht eine konstruktive Ebene, das räumliche Gerüst, für die sich daraus entwickelnde Idee der Malerei.

Ja, tatsächlich ist das für mich ein Problem, eine Sorge einen Fehler zu machen. Also das ist vielleicht auch ein Grund, warum ich meine Arbeiten sehr kontrolliert anlege, also sehr geplant. Tatsächlich hat sich ja immer gezeigt, wenn es dann doch irgendwie schief geht, dann kann man meistens trotzdem davon profitieren. Oftmals ist es so, dass viele gute Arbeiten erst aus einem Fehler heraus entstehen, weil man sich praktisch selber das Problem schafft, an dem man arbeitet. Und dadurch eine Spannung aufbauen kann. Ja, wenn es total schief geht, dann ist es auch nicht so schlimm.

David Morgenstern

Mitunter werden Rupfen oder Spannbettlacken auf selbstgebaute Keilrahmen gespannt, die klassische Gips- oder Kreidegrundierung kann auch durch schlichtes Malerweiß ersetzt werden. Bisweilen übermalt David Morgenstern verworfene Bilder anderer Kollegen, so auch die seiner Frau Maria.

Ich übermale auch gern Bilder von anderen Leuten, das macht mir auch viel Spaß.

Gerne auch Marias (lachen) und ja ich nehme jede Leinwand, die ich kriegen kann, die verwende ich auch irgendwie.

Ich mache das eigentlich wie die meisten Maler, dass ich halt so eine klassische Grundierung benutze oder oft auch aus Kostengründen einfach so ein Malerweiß verwende.

[…] Von der Anlage her gehen die meisten Sachen ziemlich von einem konkreten Motiv aus, was auch eigentlich ein figürliches Motiv ist oder ein architektonisches Motiv. Aber es ist letztlich eine ganz starke Vereinfachung davon.

David Morgenstern

Die Ausführung in Öl, Bitumen und Alkydharz auf Leinwand bricht jedoch augenscheinlich mit architektonischer Präzision und stereometrischer Perfektion. So auch in seiner fünfteiligen Serie Dysfunction. Ausgehend von der Figur des Kreises, die bereits zu Beginn in zwei nahezu identische Segmente geteilt wird, steigert der Künstler im Verlauf der Serie den Bruch mit der intakten Form. Varianten des Bogenmotivs und seiner Bestandteile bestimmen sein Formenvokabular. Bedient man sich architektonischer Termini, gewissermaßen als Vehikel der Beschreibung für Morgensterns Arbeiten, so ist es im Verlauf der Serie der Halbkreisbogen, vielmehr die Bogenlinie oberhalb der gedachten Kämpferzone, die sich getrennt von ihrer Basis, im Bildraum erstreckt. Trotz Bruch, die tragende Funktion der Form-Idee bleibt potentiell bewahrt, immerhin vermag der Betrachter die einstige Verbindung der Elemente zu imaginieren. Planvoll erfolgt die Fragmentierung des Bogenmotivs. Das Zahlenverhältnis des Goldenen Schnittes wird jeweils markiert, im Sinne stützender Widerlager. Wobei die Bogenschenkel unterhalb der Kämpferlinie abgetrennt, isoliert vom eigentlichen Bogen, in parallelem Versatz zu ruhen scheinen. Die Serie Dysfunction endet im Verzicht auf einen der stützenden Schenkel des Bogenmotivs. Der gestelzte Rundbogen, nicht mehr intakt, verliert somit vollends seine tragende Funktion, wird zum Blendbogen.

Der Topos der Versehrtheit findet seine Entsprechung zudem in der malerischen Faktur des Künstlers.

[…] Ich benutze schon unterschiedliche Werkzeuge also, natürlich hauptsächlich große Pinsel, dann ganz grobe Pinsel meistens. Ich brauche für die Sachen, die ich mache, jetzt nicht so sehr feine oder spezielle Pinsel. Da gehen wirklich die allereinfachsten Sachen aus dem Baumarkt, die funktionieren eigentlich ganz gut. Zuletzt habe ich manchmal Sachen wieder runtergenommen von der Leinwand durch Abschleifen, Wegwischen oder so, das mache ich schon mal.

David Morgenstern

Unter den Rissen und harten Konturen der dichten, schwarzglänzenden Farbhaut aus Asphalt und Alkydharz bricht mitunter ein Geflecht aus roten und ockerfarbenen Pinselhieben hervor. Hierin findet das gestaltgebende Prinzip des Aufbrechens einer streng geometrischen Form erneut seine Bestätigung. Der Farbraum und die pastosen fast reliefartigen Schichten des schwarzen Asphalts erzeugen für den Betrachter die Illusion einer taktilen Nähe. Zugleich wird diese Räumlichkeit jedoch wieder zurückgenommen. Der weiße Fond, der Umraum vor dem sich die Komposition entfaltet, ist gleichfalls unruhig und gebrochen in seinem Pinselduktus. Grafisch, fast fasernd unterminiert er jegliche Tiefendimension. Aus seinen unregelmäßigen Öffnungen, die die Konturen der Bogen und Kreissegmente vage umranden, drängen ungestüme Striemen öligen Schwarzbrauns hervor. Die Komposition alterniert in ihren wechselnden Schichten wie ein Palimpsest aus Raum und Leere, Form und Nichtform.

Über den Arbeitsalltag beider, insbesondere die Organisation der Arbeitszeit im Atelier äußert David Morgenstern, diese unterscheide sich nicht wesentlich von der eines gewöhnlichen Arbeitnehmers.

Wir machen glaube ich schon so das Meiste in der Zeit, wenn unser Sohn Edgar in der Schule ist und wenn er dann da ist, ja dann wird es natürlich schwieriger etwas zu machen, da kann man nicht mehr so konstant arbeiten.

Aber das ist vielleicht auch ein Klischee, dass man sich das so vorstellt, dass Künstler plötzlich einen Einfall haben und dann schnell an die Leinwand müssen. Das mag schon sein, dass das bei vielen so ist, aber bei mir ist das z.B. eher nicht so. Ich habe auch im Studium durch den Einfluss von Professor Sery eher eine ganz andere Art zu arbeiten gelernt. Ja, die sehr strukturiert ist, wo man eigentlich schon weiß, was man macht und jetzt nicht auf den Kuss der Muse wartet.

David Morgenstern
David Morgenstern: Arch IV, 70 x 50 cm, Bitumen, Öl auf Leinwand, 2019 | Reprofotografie von David Morgenstern

Seine künstlerischen Vorstellungen kann David Morgenstern zudem als Bassist, Texter und Sänger der Sludge-Metal-Band Blei umsetzen.

Also ich bin aber eher glaube ich so der Typ, der so ganzheitlich denkt. Was ich in der Malerei mache, das möchte ich auch in der Musik und umgedreht. Und überhaupt in meinem ganzen Leben muss alles dann die gleiche Farbe haben sozusagen und ich sehe da auf jeden Fall viele Parallelen. Ich habe das auch immer gern verglichen, wie man Musik macht, wie man Malerei macht, da ist vieles ähnlich, auch wenn es große Unterschiede gibt.

Der große Unterschied ist auf jeden Fall, z.B. dass ich ja als Musiker in einer Band spiele, wo es nicht nur um meine Idee geht, sondern auch um Kompromisse, die ich finden muss mit den andren Bandmitgliedern, wo ich auch nur Teil der Sache bin.

David Morgenstern

Mitunter gibt es Synergien zwischen Musik und Kunst. So entwirft David Morgenstern Cover-Designs nicht nur für die eigene Band, sondern auch andere Musiker. Häufig sind dies sehr detailreiche Zeichnungen in schwarzer Tusche, die entgegen seiner Malerei eine konkrete, zuweilen surreale Bildwelt zeigen. Während des Lockdowns der Covid-19-Pandemie entsteht auf diese Weise das Plattencover für das neue Album des Berliner Musikers Daniel Benyamin.

 (…) Er [Daniel Benyamin] wollte glaube ich lieber gerne schon etwas Illustrativeres, Konkreteres und ja das hat mir Spaß gemacht. Da hatte ich auch einmal die Möglichkeit mich da mal in dieser Richtung auszuleben und ich zeichne sehr gern und oft. Ja und konnte das da auch mal in irgendeiner Weise umsetzen, die auch an die Öffentlichkeit geht, was ja sonst nicht der Fall ist, das bleibt ja sonst alles im Atelier weitestgehend.

David Morgenstern

Die unmittelbaren Auswirkungen der Corona-Krise spüren Maria und David Morgenstern auch in ihrem künstlerischen Schaffen. David arbeitet in seinem Atelier, dass ein integraler Bestandteil des Haushaltes ist. Eine räumliche Veränderung war für ihn daher weniger spürbar.

(…) Ich glaube man könnte auch sagen, dass wir von Natur aus sowieso ein sehr entschleunigtes Leben führen. Das was bei uns am meisten für Veränderung gesorgt hat, dass Edgar die ganze Zeit zu Hause war und wir ihn auch unterrichten mussten und dadurch schon etwas eingeschränkt waren und, dass ich auf jeden Fall viel graphisch arbeiten musste durch diese Plattencovergeschichte. Das ist was wo man sich schnell ran setzt, einfach mal eine halbe Stunde arbeiten kann und wieder etwas anderes macht, was bei der Malerei eher schwierig ist, wo man doch eher so einen längeren Anlaufprozess hat und dann auch länger ungestört arbeiten will. Aber davon abgesehen, klar wir hatten die gleichen Einschränkungen wie alle anderen.

David Morgenstern

Für Maria, die in einer Ateliergemeinschaft (Mikky Burg) mit anderen Künstlern arbeitet, bedeutete die neue Situation einen gravierenderen Einschnitt im Hinblick auf ihren Arbeitsalltag.

 Also ich habe es gemerkt, dadurch, dass ich meine Kunst nicht ausleben konnte. Ich habe tatsächlich ein bisschen auf die Bremse gedrückt wegen des Home-Schoolings. Aber das ist ja ein innerer Drang seine Begabungen auszuleben und wenn man das nicht kann, dann tut das schon ein bisschen weh. Im Prinzip hat man ja so etwas regelmäßig, also wenn man als Künstler noch einen Nebenjob hat, dann ist man dauernd gezwungen nichtkünstlerisch zu arbeiten. Also welcher Nebenjob ist schon schöpferisch. Das dann zu verschieben und zu warten bis man wieder machen kann was man will, das ist schon schwierig. Also wenn ich im Atelier bin dann fühlt sich das an, als ist das, das Wichtigste überhaupt, aber man hat ja die ganzen anderen Sachen auch zu tun. Der Wechsel [nach den ersten Monaten der Corona-Krise] dann wieder im Atelier arbeiten zu können, das war wie die Ruhe vor dem Sturm nur umgekehrt und so lebendig dann wieder.

Maria Morgenstern

Maria K. Morgenstern Website und Social Media:
https://mariakatharinamorgenstern.de/
https://www.instagram.com/mariamorgenstern/

David Morgenstern Website und Social Media:
https://davidmorgenstern.de/
https://www.instagram.com/david_morgenstern/
https://blei.bandcamp.com/music
https://www.instagram.com/blei_sludge/

Portrait- und Atelieraufnahmen von Adam Dreessen

Folgende Künstler haben uns für die Podcastfolge ihre Musik zur Verfügung gestellt. Alle Rechte liegen bei den Künstlern:

KünstlerTitel Mit freundlicher Genehmingung des Künstlers für diese Podcastfolge zur Verfügung gestellt. Alle Rechte liegen beim Künstler
Blei (Band von David Morgenstern)Run Dead
Daniel Benyamin Every Night I Fall Asleep With Your Smile On My Face (Covergestaltung vom Album „Solitarity“ von David Morgenstern)
Tobias Herzz HalbauerCherub Song
Tobias Herzz HalbauerThe Silent Man (from the movie „The Silent Man“)
Tobias Herzz HalbauerMogollon Rim (from the movie „Conquerors“)
Tobias Herzz HalbauerDie Fahrt nach der Irrenanstalt
Tobias Herzz HalbauerCommissaire Leroux (from the TV series „Commissaire Leroux“)
Tobias Herzz HalbauerGhost Boy (from the movie „The Return Of The Well Known Man“)
Wolfram HuschkeFrühlings Erste Boten
Wolfram HuschkeStille
Wolfram HuschkeFlehen
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